
CO2 Removals aus biogenen Gebäudeprojekten. Lokal geschaffen - mit weltweiter Wirkung
«Reforest the planet and retimber the city»
Prof. Dr. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Klimaforscher & Gründer des Potsdam Institute for Climate Impact Research
Gebäude verursachen etwa ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen und stellen gleichzeitig einen der effektivsten und kosteneffizientesten Hebel im Kampf gegen den Klimawandel dar – so bestätigen es führende Fachleute. Der gezielte Einsatz biogener Baumaterialien trägt nicht nur maßgeblich zur Emissionsreduktion bei, sondern speichert Kohlenstoff über Jahrzehnte. Das Potential ist beträchtlich: Würde 2050 die Hälfte aller Neubauten mit Holz gebaut, betrüge die Einspeicherung 41 Gigatonnen.
Unser Ziel bei milton.earth ist es, die nachhaltige Bauwirtschaft gezielt zu fördern, indem wir transparente und qualitativ hochwertige CO2-Zertifikate für biogene Baustoffe wie Holz, Hanf, Stroh, Kork und Pflanzenkohle (-Beton) bereitstellen. Wir setzen dabei auf den von ICROA empfohlenen „Global Construction C-Sink Standard“. Dieses Zertifikat, entwickelt von Carbon Standards International in Übereinstimmung mit den Grundsätzen des EU Carbon Removal Certification Framework (CRCF), erfasst die Netto-Kohlenstoffsenkenleistung eines Gebäudes präzise.
Das bedeutet: Je mehr CO2 ein Gebäude durch den Einsatz biogener Baustoffe bindet, desto größer ist die Menge an Kohlenstoff, die der Atmosphäre für Jahrzehnte entzogen wird. Durch die Transformation der gebauten Umgebung - weniger Stahl und Beton und mehr biogene Baumaterialien aus nachhaltiger Bewirtschaftung - entstehen zwei klimarelevante Effekte: die Reduktion von Emissionen durch klimaschonende Materialien sowie die langfristige Speicherung von CO2 als Kohlenstoffsenke.
Unsere Berechnungen zeigen, dass bei Verwendung nachhaltiger Baumaterialien auf jede vermiedene Tonne CO2 eine weitere Tonne CO2 langfristig gebunden wird. Dieser bedeutende Co-Benefit macht jedes nachhaltige Bauprojekt zu einem messbaren Beitrag für den Klimaschutz.
Negativ-Emissionstechnologien (NET) sind notwendig
Carbon-Removals (Negativemissionen) sind immer zusätzliche Maßnahmen. An erster Stelle steht immer die Vermeidung von Emissionen. Nach dem Motto: Do your best, offset the rest. Natürliche (temporäre) Senken sind derzeit unverzichtbar.
Viele Staaten und Unternehmen verfolgen Net-Zero-Strategien, um die Klimakrise wirksam zu bekämpfen. Prozess- und Produktoptimierungen allein reichen jedoch nicht aus; die CO2-Entnahme aus der Atmosphäre ist unverzichtbar, um das Net-Zero-Ziel zu erreichen.
Natürliche Methoden der Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre sind in der EU dem sogenannten LULUCF-Sektor (Land Use, Land Use Change and Forestry - Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft) zugeordnet. Maßnahmen wie verbesserte Waldbewirtschaftung, Aufforstung und Moorwiedervernässung speichern Kohlenstoff langfristig. Die Umwandlung von Biomasse zu Pflanzenkohle erhöht den Humusgehalt des Bodens und bindet CO2 sogar dauerhaft. Unternehmen wie Microsoft investieren bevorzugt in solche Senkenzertifikate, da diese vergleichsweise günstig sind (unter 50 CHF pro Tonne CO2).
Technologische Verfahren wie Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (BECCS) beispielsweise die CO2-Abscheidung bei der Kläranlage Werdhölzli Zürich, sowie die Direkte Abscheidung und Speicherung von CO2 aus der Atmosphäre (DACCS), etwa durch Unternehmen wie Climeworks, gewinnen an Bedeutung. Diese Technologien befinden sich jedoch noch in einem frühen Entwicklungsstadium und werden voraussichtlich erst ab etwa 2040 für den industriellen Einsatz verfügbar sein. Der zukünftige Technologie-Mix ist zudem noch unklar, wobei verschiedene je nach Ausgangslage unterschiedliche Ansätze verfolgen werden.
Um das Klimaziel des Pariser Abkommens bzw. die EU-Klimaziele von 2040 und 2050 zu erreichen, sind deshalb natürliche, temporäre CO2-Removals vorerst unersetzlich. Dies wird auch vom EU Klimarat bestätigt und spiegelt sich im Carbon Removal Certification Framework (CRCF) wider. Zu diesen temporären Senken zählen insbesondere auch Gebäude aus biogenen Materialien. Der Vorteil dieser Senken liegt in dem genannten Co-Benefit (1 T CO2-Reduktion + 1 Tonne C-Senke).
Gebäude als C-Senken entfalten eine globale Wirkung, sind aber lokal geschaffen und zertifizierbar (was sie nachweisbar und “besuchbar” macht).
Status Quo: CO2-Entnahmen
Derzeitige Gesamtmenge der Entnahmen weltweit: 20-22 Gt CO2/Jahr
~99,9% davon entfallen aktuell auf natürliche Methoden der Entnahme, i.e. LULUCF (Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft) & Ozeane.
Gebäude aus biogenen Materialien, wie Holz, Stroh oder Schilf sind ebenfalls natürliche CO2-Speicher.
~0,1% davon entfallen aktuell auf technologiebasierte CDR Methoden, i.e. DACCS, BECCS etc.
Quelle: IPCC Report (Mitigation of ClimateChange), 2022, State of Carbon Dioxide Removal Report (2024), Aktueller Stand (2022-2024): Natürliche Methoden ~99,9%, technologiebasierte Methoden ~0,1%
Grafik: Provided by Global CCS Institute
„Durch den Kauf von CO2-Entnahmezertifikaten können Unternehmen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Sie ermöglichen die Entwicklung innovativer Baumaterialien und eröffnen spannende Geschäftschancen.“
Kurz zusammengefasst:
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Die Europäische Union verfolgt das ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr 2030 ihre Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990, um mindestens 55 Prozent zu reduzieren und bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Im Jahr 2024 wurde die entscheidende Rolle der CO2-Entnahme für die Erreichung dieser Ziele von der EU offiziell anerkannt. Als erster bedeutender Wirtschaftsraum hat sie ein Carbon Removal Certification Framework (CRCF) eingeführt, das einen rechtlichen Rahmen für die Kompensation unvermeidbarer Emissionen durch Kohlenstoffbindung schafft.
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Die Bindung von CO2 kann auf verschiedene Weise erfolgen, unter anderem durch Speicherung in Produkten, in landwirtschaftlichen Senken oder in geologischen Lagerstätten. Jede dieser Methoden bringt jedoch spezifische Herausforderungen mit sich, insbesondere hinsichtlich der Langfristigkeit der CO2-Bindung. Das CRCF legt besonderen Wert auf die klare Unterscheidung zwischen CO2-Minderungen und der CO2-Entnahme. „Carbon Removals“ werden streng definiert als die zusätzliche Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre und nicht lediglich als unterlassene Emissionen. Man spricht deshalb auch von „negativen Emissionen“.
Durch diese klaren Rahmenbedingungen leistet die EU einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung ihrer Klimaziele und fördert gleichzeitig ein erhöhtes Bewusstsein für nachhaltige Praktiken im Bereich des Kohlenstoffmanagements.
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Die in der Verordnung festgelegten Qualitätskriterien sollen Greenwashing verhindern und die Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen zertifizierbar und im freiwilligen Kohlenstoffmarkt („Voluntary Carbon Market“) handelbar machen.
Dieser Markt ergänzt das obligatorische EU-Emissionshandelssystem („EU-EHS“) und gewinnt zunehmend an Bedeutung für die Erreichung globaler Klimaziele. Sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen haben die Möglichkeit, durch aktive Teilnahme über gesetzliche Anforderungen hinaus zum Klimaschutz beizutragen.
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Die Bauwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung des Klimawandels. Da Gebäude derzeit für 39 % der globalen Kohlenstoffemissionen verantwortlich sind, ist die Dekarbonisierung des Sektors von zentraler Bedeutung.
Eine zunehmend nachhaltigkeitsorientierte Bauwirtschaft muss „Bauen“ neu denken und bei der Materialwahl vermehrt auf biogene Baustoffe setzen. In Gebäuden verbautes Holz, Hanf, Pflanzenkohle-Beton, Stroh, Bambus, Gras oder Schilf binden CO2 und bilden eine natürliche, temporäre CO2-Senke. Gebäude werden so zu einem Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel.
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Um CO2-Senken ausweisen zu können, hat das das renommierte Ithaka Institut mit dem Global Construction C-Sink einen neuen Standard entwickelt. Die Berechnung Gebäudesenke erfolgt dabei auf Netto-Basis: Die Emissionen aus Landwirtschaft, Verarbeitung, Transport und Einbau werden abgezogen. Die Zertifizierung bezieht sich direkt auf das Gebäude selbst (das Gebäude ist die CO2-Senke) und kann für Insetting (die eigene CO2-Bilanz) verwendet oder an Dritte weiterverkauft werden. Der neue Standard ist in Übereinstimmung mit der Rahmen-Verordnung für die Zertifizierung der Kohlenstoffentnahmen („CRCF-Verordnung“) entwickelt worden.
Emissionen und CO2-Removals
Temporäre Entnahmen durch biogene Baumaterialien sind Teil der Lösung und stehen schon heute zur Verfügung.



